Endlich Safari!

Nach mehr als zwei Monaten geht´s endlich los: Safari im Murchison Falls Nationalpark! Unser Pajero ist nach endlosen Reparaturen auch bereit (dachten wir), also fuhren wir Montag ganz früh los, um dem Mörderverkehr rund um Kampala zuvorzukommen. Bis zur Abzweigung auf den Northern Bypass brauchten wir nur 1,5 Stunden – rekordverdächtig! Der Bypass ist normalerweise frei, von dort sollte es nach Norden Richtung Masindi gehen. Das Wörtchen „normalerweise“ impliziert, dass da am Montag gar nichts ging. Baustelle, stehender Verkehr.

„Ich muss mal“. Super, was hat sich der Liebe Gott bloß gedacht, als er Mädchenblasen erfand? Nach einer weiteren Stunde („jetzt ganz dringend!!“) hatten wir uns bis zur nächsten Abfahrt vorgekämpft und die nächste Tanke gehörte uns, bzw. Theresa. Laut Google Maps konnten wir von hier quer rüber zur Masindi Road abkürzen. Tipp an Afrikareisende: DO NOT TRUST GOOGLE MAPS IN AFRICA!!! Diese „Abkürzung“ war die schlimmste Straße, die wir je gesehen haben!

Insgesamt hat uns die Nummer drei Stunden gekostet, aber auf der Asphaltstraße Richtung Norden ging es dann flott voran, kein Verkehr, keine Schlaglöcher oder Speed Bumps, angenehmes Cruisen! In Masindi nochmal vollgetankt, dann noch 80km dust road bis zu unserem Camp: Red Chilli. Nach 9 Stunden Fahrt für knapp 400 km verspürte ich leichten Bierdurst, also schnell einchecken und kaltes Tusker Lager ordern.

„Sorry, we are fully booked.“

Ich hatte per Mail reserviert, und mangels Bestätigung auch noch angerufen vor der Abreise. Da momentan keine Saison ist, konnte kein Mensch davon ausgehen, dass da soviel los ist und die fehlende Bestätigung wurde unter mangelnder afrikanischer Gründlichkeit im booking office gespeichert. „My friend Moses has a tent“. Super, her damit. Aufbauen kostet extra? Uns egal, gib mir endlich mein Bier! Während Moses (Halleluja) sein Zelt beibrachte, kam ein Rückruf vom booking office in Kampala: eine Gruppe kommt mit zwei Personen weniger als gebucht. Also wird ein „Zimmer“ doch noch frei für uns!

… und die laufen da einfach so rum?

(Zitat Till nach der ersten Ugandareise 2016)
Unser Tag beginnt noch bevor die Sonne aufgeht. Katzenwäsche, Kaffee und dann geht es mit der ersten Fähre über den Nil.

Wir können es kaum erwarten, endlich auf Pirschfahrt zu sein und sichten in der beeindruckenden, schier endlosen Savanne (Grasland) im Wechsel zu Buschland die Besonderheit der seltenen Rothschild-Giraffen,

Afrikanische Büffel, Impalas, Wasserböcke, Hartebeest, Affen und Warzenschweine. Besonders die allererste Sichtung der Wadi-Affen (Husarenaffen) hat uns begeistert! Die unglaubliche Vielfalt an exotischen Vögeln in Uganda ist immer spannend: Kronenkraniche, Seeadler, Bee-Eater, Purpur-Reiher und der riesigen Sperbergeier sind nur eine kleine Auswahl. Aber auch zahlreiche Tse-Tse-Fliegen verirren sich immer wieder in unser Auto.
Und dann endlich der erste Elefant. Wenn es Tiere gibt, die wohl alle Menschen glücklich machen, sind es Elefanten. Am nächsten Tag auf unserer Nil-Bootsfahrt zum Wasserfall werden wir am Ufer noch mehr Elefanten sehen und niemand bleibt unberührt, einer Herde von Elefanten – besonders wenn Junge dabei sind – zuzuschauen. Wie sozial und behutsam sie miteinander umgehen diese grauen Kolosse.


Unsere Augen wandern in alle Richtungen vor Neugier und Entdeckungsinstinkt und wir sind glückselig, die Landschafts- und Tiervielfalt zu erleben. Und wir kommen von der siebenstündigen Safari zurück und sind sehr zufrieden.
Im Murchison Falls Nationalpark wurden zu Idi Amins Zeiten die Elefanten zur „Gewinnung“ von Elfenbein mit Maschinengewehren zu Hunderten hingeschlachtet, auch Löwen und Leoparden wurden wegen der Felle und Trophäen bis fast zur Ausrottung bejagt. Die einst vorkommenden Spitzmaul- und Breitmaulnashörner wurden leider komplett ausgerottet. Wie schön, dass es im Park inzwischen doch wieder so viele Tiere gibt.

Weit aufgerissene Mäuler …

Am nächsten Tag starten wir eine Bootsfahrt auf dem Nil zu dem spektakulären Murchison Wasserfall. Wir sehen Flusspferde baden und Krokodile beim Sonnen und wissen, dass es durch das Öffnen des Maules verhindert, dass sein Gehirn zu stark erhitzt wird. Wie klug! vom Krokodil.

Wir bestaunen am Ufer Elefanten in Herden, Büffel, Warzenschweine und wunderschöne Wasservögel. Dann endlich der Wasserfall, der durch einen sechs Meter breiten Spalt im Grabenbruch-Abhang 43 m tief in das schäumende Becken des längsten Flusses der Welt fällt. Um die Traumkulisse vor uns noch zu „vervollständigen“, darf ich mich mit Hilfe unseres Kapitäns auf einen kleinen Felsen stellen … aber bloß nicht reinfallen, Ihr wisst schon – Krokodile – die mit den aufgerissenen Mäulern …

 

Baboons (Paviane) können das …

 


Wir waren im Red Chilli Camp im Murchison Falls Nationlpark angekommen. Das Zelt war ganz wunderbar ausgestattet mit richtigen Betten drin, wir schliefen prima. Das Camp verfügt über ein gutes Restaurant, eine Bar und jeden Abend wird ein großes Lagerfeuer angefacht. Nach Einbruch der Dunkelheit sollte man allerdings sehr aufpassen, ein regelmäßiger Besucher nachts ist das Hippo „Gloria“, die zum Grasen kommt. Das Vieh ist ungefähr so groß wie unser Zelt! Im Wasser sehen die schon ganz schön groß aus, wenn es dann aber im Dunkeln vor einem steht, wird einem ziemlich mulmig.

Am nächsten Morgen ging es schon ganz früh auf Safari. Nach glückseligen acht Stunden kamen wir wieder zurück ins Camp. Ich wunderte mich ein wenig darüber, dass der Reißverschluss unseres Zeltes (Nr. 13) geöffnet war. Aber es war nur Waschzeug drin. Während sich Ulf im Waschraum duschte, saß ich auf einer Bank in Nähe unseres Zeltes und sortierte meinen kleinen Rucksack. Ein sehr, sehr großer Baboon kam des Wegs direkt auf mich zu.

Ich klemmte vorsichtshalber meinen Rucksack unter den Arm, ging langsam ins Zelt und zog den Reißverschluss zu. Da kam der Baboon ans Zelt und zog den Reißverschluss ganz unverfroren wieder auf. Zwischen Staunen und ja, ich gestehe, auch ein klein wenig Entsetzen – hab ich einen kurzen Angstschrei ausgestoßen? – hielt ich das Zelt nun mit meinen beiden Händen zu, so gut ich konnte. Big Baboon saß dann noch einen Augenblick vor unserem Zelt, wandte sich schließlich ab, setzte sich auf eine große Mülltonne in unmittelbarer Nähe und schaute zum Zelt. Ziemlich männlich und selbstsicher wie ich meine. Ich beobachtete ihn noch eine Weile durchs Zeltnetzfenster. Dann zog er weiter und ich traute mich langsam wieder aus dem Zelt. Ulf, mein Beschützer, berichtete das dann gleich an der Rezeption und für diese Nacht bekamen wir ein Banda mit verschließbarer Türe.

 

Jetzt beißen wir zurück – Nsenene

 

Es ist Heuschreckensaison in Uganda und wir haben sie schon probiert – na, ja, gut. In Masaka, 120 Kilometer westlich der Hauptstadt Kampala, wo viele Heuschrecken schlüpfen, werden sie mit Hilfe von Flutlichtern, die auf Metallplatten strahlen, angelockt und gefangen. Flügel und Beine werden ausgerissen und dann entweder lebendig verkauft oder aber schon geröstet, gekocht oder gebraten angeboten.

 

Leberwurstbaum

 

Übernachte nie unter einem Leberwurstbaum, denn die bis zu fünf Kilo schweren Früchte könnten dich erschlagen oder du wirst von den Elefanten vertrieben, die zum Fressen der Früchte kommen. Aber die Frucht beschützt dich auch vor Wirbelstürmen, wenn sie in einer Ecke deiner Hütte aufgehängt wird. Zu diesen Weisheiten finde ich ihn einfach nur faszinierend. Und mal zwischendurch an ein köstliches Leberwurstbrötchen gedacht?! Aber nein, ich lese sie werden zur Heilung von Bandwürmern, Geschwüren, der Ruhr, Rheuma und Syphilis eingesetzt.

 

Rückfahrt

Nach den Strapazen eines 7-stündigen game-drives über heftigste 4×4 Pisten fing unser Pajero an zu tropfen. Während wir auf die Fähre warteten, entdeckte ich die kleine Pfütze. Zum Glück nur Wasser, dachte ich.

Im Camp sagte man mir, dass gleich um´s Eck die Werkstatt für die Parkfahrzeuge sei. „In Afrika geht es immer irgendwie weiter!“ Die Jungs haben den Kühler ausgebaut, das Steinschlagloch irgendwie zugekleistert und riefen nachmittags an: „Car is ready“. Nach der Rückkehr von unserer Bootsfahrt zu den Wasserfällen brachten sie den Pajero sogar zurück ins Camp: innen und außen gewienert, Kühler dicht, klasse!

Am nächsten Morgen zurück Richtung Jinja. „Das flutscht ja richtig, heute“, sagte ich noch, als der Motor plötzlich kein Gas mehr annahm. Dasselbe Symptom wie am allerersten Tag nach dem Kauf, im nächsten Dorf angehalten und geguckt. Die Führung für den Gaszug war wieder gebrochen, das heisst, unser Automatikgetriebe hat auch nicht mehr richtig hochgeschaltet, da es nicht die richtigen Impulse bekam. Wir quälen uns also diesen lange Steigung hoch mit Vollgas im zweiten Gang, als uns der Kühler um die Ohren fliegt. Keine Standspur, LKW, Boda Bodas und Busse von hinten und von vorne, Motor aus. Hhm. Langsam zurückgerollt, soweit wie möglich an die Seite. Theresa machte mich höflich mit 95 Dezibel darauf aufmerksam, dass da ein tiefer Graben sei. „Einen Tod müssen wir sterben“, besser, als zwischen zwei LKW eingequetscht zu werden. Für den Fall der Fälle hatten wir glücklicherweise sämtliche Wasserflaschen im Camp konfisziert. Wir mussten unbedingt von der Straße weg, also Kühler aufgefüllt und vorsichtig über die Kuppe gefahren, wo wir glücklicherweise auf der Seite parken konnten. Sofort kamen ein paar Jungs aus dem Dorf und wir beratschlagten, was zu tun sei.

Dummerweise hatte mich die Tage irgendwas in die rechte Hand gestochen, sie war geschwollen und schmerzhaft, ich hätte kaum Werkzeug richtig halten können. Gemeinsam haben wir den Kühler dann ausgebaut (die Schrauber im Camp hatten zwar den Kühler schön abgedichtet, aber den Stecker für den Ventilator nicht wieder angeschlossen! Das führte dazu, dass das defekte Überdruckventil im Kühlerdeckel nicht tat, was es tun soll…) und sind mit zwei Bodas ins nächste Dorf gefahren. Der dortige Schrauber meinte, er hätte nun leider gerade keinen Kühler für einen 99er Pajero GDI vorrätig, aber 2-Komponentenkleber. „Das hält.“ Ich hatte zwar erhebliche Zweifel, aber keine Wahl. Die Dichtigkeitsprüfung („born to blow“) verlief positiv, also sind wir mit den Bodas wieder zurück.

Theresa hatte mit dem alten Mann aus dem Dorf aufs Auto aufgepasst. Als wir ankamen sehe ich die große Öllache unter dem Auto. Scheiße, Kopfdichtung hin?! Aber die Jungs hatten beim Ausbau einen Ölschlauch abgezogen und nicht abgedichtet, puhh. Ein paar Kinder schleppten Wasser in Flaschen ran, Kühler aufgefüllt und Motor angelassen: lüppt!

Um für einen weiteren Notfall nicht im Dunkeln irgendwo in der Pampa stehen zu bleiben, hatten wir uns entschlossen, trotz des Verkehrs lieber auf der Hauptstraße via Kampala zu fahren. Ich hatte mir vorgenommen, nie im Dunkeln zu fahren hier in Uganda, nun blieb mir nichts anderes übrig. Es ist die Hölle: Fahrzeuge mit wenig oder gar keinem Licht, heftigster Verkehr, jeder überholt irgendwie irgendwo trotz Gegenverkehr (die das genauso machen), keine oder schlechte Beleuchtung, und ich hatte wegen der Schmerzen an der Hand kaum geschlafen die Nacht zuvor. Nach 13 Stunden kamen wir sehr erschöpft aber glücklich in Jinja an!

 

Lieblingstier in Aquarell

 

Photoalbum Safari Murchison Falls

 

 

 

 

 

4 Gedanken zu „Endlich Safari!

  • 25. November 2017 um 09:40 Uhr
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    Warum hast du keinen Landy gekauft? Tolle Bilder. Spannender Bericht.

    Antwort
  • 23. November 2017 um 14:10 Uhr
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    Wau, tolle Story und traumhaft schöne Bilder. Das muss ja aufregend gewesen sein.
    Euer Pajero musste ja unbedingt noch einen draufsetzen – Ist ganz schön eigenwillig.
    @Theresa: sehe schon die Kunst wird immer besser. Das Bild ist richtig gut geworden.

    Antwort
  • 22. November 2017 um 21:20 Uhr
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    Das klingt nach Abenteuer pur – spannender geht’s nicht. Wundervolle Safari-Bilder. Elefanten sind in der Tat tolle Tiere, aber mir gefällt vor allem die Giraffe, die so frech direkt in die Kamera linst, besonders gut.
    Ich wünsche euch weiterhin viele glückliche Momente. Liebste Grüße, Silvia

    Antwort
  • 22. November 2017 um 12:33 Uhr
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    Hi, was für eine faszinierende und aufregende Reise. Die Heuschrecken hast du hoffentlich nicht lebendig verspeist. Bin schon auf den nächsten Bericht gespannt. Liebe Grüße Nadia

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